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Meschede plant Videoüberwachung

3er Kamera

Bild von CBS Fan via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Der Aufschrei war groß, als bekannt wurde, dass die in Meschede gerade frisch gebaute Hennestiege am Winziger Platz mit dem ersten Graffiti „verziert“ wurde. Allgemeine Empörung machte sich in der Bevölkerung breit und man philosophierte in den sozialen Netzwerken schon über mögliche Strafen, die den Täter erwarten mögen.
Nicht weniger groß war der Ärger, als Unbekannte sämtliche im Boden eingelassenen Leuchten der Fußgängerunterführung am Ruhrplatz zerstörten. Es war deutlich erkennbar, dass den Menschen doch einiges an ihrer Stadt liegt und dass sie diese mutwillige Zerstörung nicht tolerieren.
Nun zeigt auch die Stadtverwaltung, dass sie dies nicht weiter tolerieren will und geht mit der Idee einer Videoüberwachung der Innenstadt in die Offensive (Bericht der WAZ).
Damit möchte man dem Vandalismus entgegen treten und verhindern, dass beispielsweise die frisch geöffnete Henne der Sprühdose zum Opfer fällt.

Ich persönlich halte die Idee der Stadtverwaltung für einen gangbaren Weg, da es finanziell sicher nicht möglich sein wird, eine stärkere Polizeipräsenz zu realisieren und die auch nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein kann und wird. Wie sonst soll zukünftig gegen den Vandalismus vorgegangen werden? Private Sicherheitsdienste? Der Aufbau einer Bürgerwehr? Das sind sicher keine wirklichen Alternativen.

Was geschieht nun?
Die Piraten Partei im HSK hat sich schon zu Wort gemeldet und warnt vor den Plänen der Stadt. Diese Überwachung sei mit dem Gesetz nicht zu vereinbaren, da nur die Polizei berechtigt sei, öffentliche Plätze auf diese Weise zu überwachen. „In vielen Fällen wurde bereits die Erfahrung gemacht, dass Kameras nur in geringem Maße abschrecken.“, so der Wortlaut auf der Webseite der Piraten im HSK weiter. Leider geht man nicht konkreter auf diese Erfahrungen ein und man erfährt nicht, wer sie wo gemacht hat. Einzig der Vorschlag zur personellen Verstärkung der Polizeistreife ist seitens der Piraten Partei zu entnehmen. Hier wäre aber das Land NRW zuständig und die Stadt Meschede hat hier sicher so spontan keinen großen Einfluss auf die personelle Entwicklung der Polizeistreifen.

Ich bin gespannt, wie die Stadt dieses Thema weiter angehen wird. – Als positiv empfinde ich dabei die Tatsache, dass man sich nun aktiv um dieses Thema kümmert und es nicht dem Zufall überlassen will, wie die Innenstadt in Zukunft aussehen wird.

5 Kommentare

  1. Sirex

    Also mit ein paar Freizeitangeboten wird es auch nicht getan sein. Das ist ja klar. Auch die Vertreter der Vereine, die schon zum Besten gegeben haben, dass Meschede „gut aufgestellt“ wäre, werden es nicht richten können, da nicht jeder was mit Vereinen anfangen kann.

    Meschede hat die Probleme der großen Städte – nur eben im Kleinen. Also: Ausbau von Streetworking (…und ich meine keine Straßenbauarbeiten.)

    Ich begrüße es sehr, dass man versucht die Probleme in den Griff zu bekommen, aber mit einer Videoüberwachung macht es sich die Stadt sehr leicht.

    Ich habe lange darüber nachgedacht – fern der Piratendiskussionen – wie ich zu dem Thema stehen werde und ich glaube fest daran, dass der Eingeschlagene nicht der richtige Weg sein kann. Die geplanten Aufstellungsorte sind doch keine Verbrechensschwerpunkte im klassischen Sinne. Da ist in letzter Zeit mal was passiert, ja! Auch der Hennestieg ist 1x beferkelt worden, ja… und das rechtfertig die ständige Überwachung? Ich weiß ja nicht, ob da nicht gerade ein gewisser Stolz über die – ich nenne es mal – Innenstadtsanierung bei den Verantwortlichen und Befürwortern durchbricht.

    Was machen denn andere Städte ähnlicher Größe besser/anders, dass auf Videoüberwachung verzichtet werden kann? Warum muss gerade Meschede diesen Weg gehen? Wieso stellt sich denn keiner diese Fragen? Ich verstehe das nicht.

    Die Kosten einer solchen Anlage sind ja auch nicht zu unterschätzen. Denn werden da (aus Kostengründen) Aufputz irgendwelche China-Kameras aufgestellt, werden bald schon diese Kameras in den Fokus von Vandalen geraten, die mit einem 1,50 EUR Seitenschneider die hochgelobte Überwachung ausknipsen. Gerade nachdem die Sache medial so kontrovers diskutiert wurde.

    Das einzige, was ich dem Vorhaben abgewinnen kann, ist die Nachricht der Stadt an die (potentiellen) Straftäter: „Seid auf der Hut! Wir lassen uns das nicht mehr gefallen!“. Die Wege und Mittel bleiben aber zu überdenken.

    Ich beobachte das mit sehr viel Skepsis und die Zeit wird zeigen, ob sich das Vorhaben lohnt. Angenehmer wird es in Meschede dadurch jedenfalls nicht für mich.

  2. Axel

    Grundsätzlich gebe ich Dir Recht, dass man das eigentliche Problem beseitigen muss und nicht die Symthome dessen.
    Da aber erzieherische Maßnahmen gegenüber der Täter, von denen ja keiner weiß wer sie eigentlich sind, nicht möglich sind und Polizei respektive Wachdienst nicht dauerhaft finanzierbar sind, bin ich nachwievor der Meinung, dass eine Videoüberwachung schon einen gewissen Nutzen mit sich bringt. Zudem glaube ich nicht, dass ein größeres Angebot an Freizeitangeboten etwas an der Situation ändern werden. Diese Personen werden diese so oder so nicht annehmen.

    Ja, wenn jemand wirklich vor hat etwas zu zerstören, dann wird man ihn damit nicht davon abhalten können, aber wenn man nur ein paar kleine Gelegenheits-Idioten damit von ihrem Vorhaben abbringen kann, dann ist das aus meienr Sicht schon ein Erfolg. Jede kleine Straftat, die durch die Kameras verhindert werden kann, ist ein Gewinn für die Stadt und für ihre Bewohner. Es wird sicher niemand davon ausgehen, dass Kameras aus Meschede einen kriminalitätsfreien Raum machen werden.

    Ich finde es allerdings immer noch sehr traurig, dass sich zwar alle über den vorhandenen Vandalismus ärgern, aber niemand sonst einen ernsthaften Vorschlag zur Eindämmung dieses Problems liefert. Es ist natürlich einfacher den Finger zu haben und „Böse Stadtverwaltung!“ zur rufen, als selbst an einer Problemlösung zu arbeiten. Die Stadt Meschede muss sorgfälltig prüfen und handeln. Das steht fest. Aber sie hat das Thema wenigstens aufgegriffen und zeigt, dass ihr das Thema wichtig ist.

  3. Sirex

    Wenn jemand wirklich Sachbeschädigung durchführen will, dann wird ihn die Kamera nicht davon abhalten, denn eine Live-Überwachung durch Personal (wie im großen Kaufhaus), was direkt aktiv eingreifen kann, ist nicht finanzierbar. Da reicht also schon eine Sonnenbrille und ein 0815-Kaputzenpulli aus, um unerkannt davon zu kommen.

    Die m.E. lediglich abschreckende Wirkung ist dann auch nur auf bestimmte Orte beschränkt. Es bringt ja wenig, wenn die „Unterführung A“ zwar gut überwacht wird, dafür aber die „Brücke B“ problemlos und unbeobachtet beschmiert werden kann. Es wird also eine Verlagerung geben und durch eben diese Verlagerung der Straftaten wird man sich sicher von offizieller Stelle dazu hingerissen fühlen, die positiven Effekte auf die überwachten Stellen breit hervorzuheben, um damit die Überwachung von z.B. „Brücke B“ zu rechtfertigen. Da es ja schon einmal „gut funktioniert“ hat, wird es halt weiter ausgebaut. Gleichzeitig wächst schleichend die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Videoüberwachung an sich. Diese naive „Ich habe ja nichts zu verbergen – Einstellung“, die ein Großteil der zumeist älteren Bevölkerung im Kopf hat. Irgendwann wird dann sicher über eine flächendeckende Überwachung der Innenstadt nachgedacht…

    Kennt ihr das Gefühl, wenn man etwas im Warenhaus A gekauft hat, was es im Warenhaus B auch zu erwerben gibt und man läuft mit eben dieser Ware dort rein? Da guckt man schon vorher, dass man den Kassenbon auch wirklich griffbereit hat, damit es nicht zu Problemen kommt. Manche gehen sogar erst kurz zum Auto und bringt die Ware weg. Man will also nicht einfach so verdächtigt werden. Das will man als freier Mensch halt nicht.

    Ich möchte mir in Meschede jedenfalls keine Gedanken machen müssen, ob ich gerade auffällig bin. Vielleicht gerate ich irgendwann durch längeres Verweilen in der Unterführung in den Fokus von Drogen-Ermittlungen, obwohl ich dort nur wettergeschützt auf jemanden regelmäßig gewartet habe. Vielleicht will ich dort dann gar nicht mehr warten? Vielleicht ist es mir bald sogar in Gänze unangenehm in der Mescheder Innenstadt zu flanieren?!

    Da beruhigt es mich auch nicht, wenn erst mal die Gesichter auf den Aufnahmen verpixelt werden. Wenn ich erst mal unschuldig verdächtigt werde, kommt halt der Mann mit dem Code und schaut es sich genauer an.

    Sicher, ich übertreibe hier gezielt, aber es ist nicht auszuschließen, dass es mal so weit kommt.

    Viel wichtiger als die Frage, wie man durch Videoüberwachung bestimmte Areale „sauber halten“ kann, ist doch die Frage, was manche Menschen/Jugendliche dazu treibt Dinge zu beschädigen? m.E. werden solche Taten aus der Langeweile, dem typischen „Auflehnen“ gegen bestehende Strukturen und aus fehlendem Wir-Gefühl geboren. Das eigene Nest beschmutzt man nicht, aber wenn man sich nicht ernst genommen fühlt, oder mit Problemen zu kämpfen hat, die einen in den Frust stürzen lassen, dann kommt das eben aus solche Art und Weise ans Tageslicht.

    Über Ideen, wie man die wahren, ursächlichen Probleme in den Griff bekommt, darüber spricht niemand und das finde ich traurig, wie bedenklich.

  4. Axel

    Natürlich gebe ich Dir Recht, dass niemand erst seinen Namen vor der Kamera tanzen wird, um danach irgendeine Straftat zu begehen.
    Die Stadt wird aber sicher keinen privaten Wachschutz bezahlen können. Die wären nach einigen Monaten ganz schnell wieder weg, da dafür das Geld fehlt.
    Die Polizei, ob nun durch Kreis oder Land bezahlt, wird allein durch den Wunsch der Stadt Meschede sicher keine zusätzlichen Kräfte bereitstellen können und wollen.
    Was bleibt also?
    Es bliebe zumindest der Versuch, hier etwas zu unternehmen. Nur zuzusehen ist keine Lösung und wir alle wissen, dass es in Meschede leider genug Idioten zu geben scheint, wenn man sieht, was alles beschädigt oder gar zerstört wird.

    Die Piraten täten gut daran, einmal konstruktiv mit an einer Lösung zu arbeiten oder sich zumindest dafür anzubieten. Nur den Finger zu heben und immer gleich „Skandal!“ zu rufen ist und war nicht nur auf bundesebene zu wenig.

  5. c2h5oh1

    Zu den geforderten Beispielen kann ich direkt 2 nennen:
    „Ob man mit dem flächendeckenden Einsatz von Kameras die erhoffte Sicherheit gewinnt, ist nicht klar. Es gibt nur wenige Studien, die untersucht haben, ob Kameras überhaupt Einfluss auf die Kriminalität haben. Eine tat das am Beispiel der Berliner U-Bahn. Ergebnis: Die Überwachung verändert gar nichts. Eine andere Studie beschäftigte sich mit den Kameras in London, einer der am besten überwachten Städte der Welt. Auch hier das Fazit: Die Verbrechensrate sinkt nicht.“
    Quelle: http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-04/videoueberwachung-panopticon/seite-2 Noch mehr Quellen liefern Suchmaschinen.

    Für den Bedarfsplan, also auch für die Anzahl an Polizisten, ist der Kreis zuständig; nicht das Land.
    Und was spricht gegen einen Sicherheitsdienst? Den gibt es schon in einigen anderen Städten – spontan fallen mir Willingen und Winterberg ein. Dazu liegen mir zwar leider keine Zahlen vor, aber da ich dort öfter unterwegs bin, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es dort wesentlich ruhiger geworden ist, was Prügeleien und so angeht.

    Wovon sollte mich eine Kamera denn abhalten? Wenn ich etwas kaputt machen wollte, setzte ich mir halt eine Maske, Sturmhaube oder ähnliches auf. So lange die Aufnahmen nur für die Aufklärung genutzt würden, könnte mir damit immer noch keiner was anhaben.

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