Bild von Pierre Metivier via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Beim Fußball hat man bei uns die Kurve gekriegt. Die anderen Sportarten sollten da auf jeden Fall nachziehen.
Wenn die Fußballabteilung unseres Sportvereins mit den Kindern der EFG-Jugend ein Turnier o. ä. besucht, dann gelten auf und neben dem Platz ganz klare Regeln. Am Spielfeldrand dürfen sich nur die Trainer und Betreuer aufhalten. Die Zuschauer halten sich während der Spiele nur in den entsprechend ausgewiesenen Bereichen auf. Nachdem es in der Vergangenheit rund um den Platz immer lauter wurde und die typischen Rufe der Eltern etwas überhandnahmen, entschied man sich für diese neue Regelung. Für alle Beteiligten war es die absolut richtige Entscheidung. Die Kinder können ohne den zusätzlichen und unnötigen Druck, der vom Spielfeldrand aus aufgebaut wurde, spielen und haben nun auch die Chance, die Anweisungen ihrer Trainer zu verstehen.

Am Wochenende war ich in meiner Funktion als Vater und Zuschauer bei einem Handball-Spaßturnier in der Sporthalle unseres Nachbarortes aktiv. Es spielten gemischte Mannschaften im Alter von etwa 6-9 Jahren aus sechs Vereinen der Umgebung-  jeder gegen jeden. Jede Mannschaft musste also insgesamt fünf Spiele á 8 Minuten absolvieren.
Es ging dabei nicht um Platzierungen, Punkte oder Pokale. Es gab am Ende für jedes Kind eine Urkunde und ein kleines Präsent. Der Spaß am Spiel sollte hier im Vordergrund stehen.

Während mein Sohn spielte, setzte ich mich auf die Zuschauerbank neben die Eltern der gegnerischen Kinder und beobachtete das Spektakel. Was ich dort zu hören bekam, kann ich kaum in Worte fassen, noch unzensiert hier wiedergeben. Zwei Mütter saßen direkt neben mir und schrien bei jeder sich bietenden Gelegenheit die wüstesten Beschimpfungen in Richtung der Kinder, wenn diese sich nicht so bewegten oder handelten, wie sie sich das so vorstellten.
Ich möchte dabei noch einmal daran erinnern, dass die Kinder im Durchschnitt etwa sieben Jahre alt waren und es völlig normal ist, dass ein Ball nicht ordentlich gefangen oder von den Kindern etwas ungeschickt ins Aus befördert wird.
Ausdrücke wie „ihr kleinen Scheißer“ oder „diese dämlichen Blagen“ waren da noch von der freundlichen Sorte.-  Die Herrschaften verhielten sich, als ginge es bei dem Turnier um die Weltmeisterschaft inklusive einem Preisgeld von mehreren Millionen Euro. Und selbst das würde ihr Verhalten nicht im Ansatz rechtfertigen. – Relativ entsetzt muss ich nach dem Abpfiff dann trotz des Spielgewinns mit ansehen, wie eine der Mütter ihren gerade einmal sechs Jahre alten Sohn – älter war der Junge auf keinem Fall – mit allerlei Beschimpfungen versah und ihn dabei relativ grob am Oberarm festhielt. Ich konnte nicht jedes Wort verstehen, da sie nicht meine Sprache sprach, aber ich erkannte sofort, dass es sich nicht um ein Lob für das gewonnene Spiel handelte. Einen Moment später wäre ich dazwischen gegangen, da ließ sie den Jungen los und dieser rannte schnell zu seinen Vereinskameraden und Trainer.

Aus anderen Teilen der Sporthalle hörte man während der Spiele hin und wieder zum Teil recht aggressive und entsprechend laute Zwischenrufe einiger Eltern, die ihre Kinder vielfach total verwirrten, da sich die Kids von den Eltern schnell ablenken ließen und dem Spielverlauf nicht mehr folgten. So manches Tor wurde durch so eine Ablenkung erzielt und man erreichte mit dem Geschrei genau das Gegenteil. Allerdings lernte aus diesen Aktionen niemand, so dass die folgenden Spiele wieder ähnlich abliefen.

Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis auch hier die Verantwortlichen die Reißleine ziehen und für mehr Ruhe und Ordnung sorgen. Bei älteren Spielern kann gerne gerufen werden. Aber bei Kindern hört für mich der Spaß auf. Die sollen Spaß am Spiel haben und nicht dem falschen Ehrgeiz der Eltern ausgesetzt sein. Für die Kids ist so ein Spiel schon aufregend genug. Wenn zusätzlich von außen ein zusätzlicher und unnötiger Druck aufgebaut wird, so nützt das niemandem. Erst recht nicht den Kindern auf dem Platz.