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Auf nach Mazedonien! – Ein kleiner Reisebericht

Wenn der eigene Arbeitgeber auch Aktivitäten im Ausland betreibt, dann kann das für die Leute der IT-Abteilung bedeuten, dort die notwendige Infrastruktur zu ordern und vor Ort in Betrieb zu nehmen. Genau dieser Fall traf ein und verschlug mich kürzlich in den Süden Mazedoniens in die Stadt Bitola.
Mazedonien… im Vorfeld habe ich so gut wie nichts über dieses Land gewusst.
Um ehrlich zu sein wusste ich nur, dass es vormals zu Jugoslawien gehörte und man in jedem Jahr im Rahmen des Eurovision Songcontest von diesem Land hört. Damit hat es sich dann auch schon. Ich hatte also so gut wie keine Ahnung, was mich dort erwarten würde.
Nachdem ich die notwendigen Gerätschaften schon etliche Tage zuvor per Spedition auf den Weg gebracht habe, musste ich noch einen Weg finden, der Palette hinterher zu reisen. Die Entfernung beträgt 2.100km und für die Anreise im PKW ist das doch etwas zu viel des Guten. Also wurde ein Flug mit dem Ziel Skopje, der Hauptstadt von Mazedonien, gebucht.
Meine Reise in das noch unbekannte Land begann für mich um 3:30Uhr an der heimischen Haustür, die ich leise hinter mir zuzog und mich mit dem Auto auf den Weg zum Frankfurter Flughafen machte. Um kurz nach sechs Uhr kam ich in Frankfurt am Flughafen an, parkte das Auto im Business-Parkhaus und betrat die Abflughalle im Terminal 1. Es war schon am Tag zuvor in allen Medien darüber berichtet worden, dass die Mitarbeiter der Lufthansa an den deutschen Flughäfen einen Tag lang streiken würden. Ich machte mir darüber aber keine wirklichen Sorgen, da mein Flug von der Austrian Airlines bedient wurde und daher kein Stornierung zu befürchten war. Aber dennoch plante ich von vornherein eine gewisse Wartezeit mit ein und war daher schon früher am Flughafen angekommen.


Die Abflug-Informationstafel verhieß nichts Gutes. Alle Flüge der Lufthansa trugen den Zusatz „annulliert“. Mein Flug OS128 nach Wien, einem notwendigen Zwischenstopp meiner Reise, wurde aber, wie zuvor geplant, angezeigt.
Problematisch war es aber, einen Schalter für die Aufgabe meines Gepäcks zu finden, denn die Lufthansa führt für die Austrian Airlines die Arbeiten am Boden durch und es waren sämtliche Schalter der Lufthansa mit dem Hinweis auf den Streik geschlossen. In den Hallen tummelten sich mit der Zeit immer mehr Mitarbeiter der Lufthansa. Allerdings trugen sie über ihrer Dienstkleidung Streik-Westen, hielten Verdi-Banner in den Händen und würden mir sicher keine Tasche abnehmen. Zusätzlich versammelten sich immer mehr Kamera-Teams, Radio-Reporter und Pressefotografen in der Abflughalle. Es wurde zunehmend unruhiger, da mit Trillerpfeifen und Megaphonen auf den Streik aufmerksam gemacht wurde.
Nach etwa 45 Minuten fand ich dann endlich jemanden, der mit mitteilte konnte, dass die nicht annullierten Flüge an vier Schaltern in einer recht weit entfernten Ecke der Abflughalle A abgefertigt werden. Zum Glück war die Schlange an diesen Schaltern noch recht übersichtlich, so dass ich dort nicht sehr lange warten musste. Die Tasche war also schon einmal auf dem Weg zum Flugzeug und ich hatte dann doch noch etwas Zeit und genehmigte mir ein kleines aber typischerweise überteuertes Frühstück in Form eines kleinen Baguettes und eines großen Milchkaffees für nur 7.95 Euro. So ganz nüchtern wollte ich dann doch nicht in die Luft gehen.
Spannend wurde es dann noch einmal bei der Sicherheitskontrolle. Ich weiß jetzt, dass ich in Zukunft Schuhe mit Stahlkappen auf jeden Fall nicht wieder für die An- bzw. Abreise tragen sollte. Denn die darf man dann bei jeder Kontrolle ausziehen und gesondert durchleuchten lassen. Aber die alltägliche Routine brachte mich daheim dazu, die Arbeitsschuhe wie an jedem Tag anzuziehen. Über die Folgen war ich mir da noch nicht ansatzweise im Klaren. Jetzt weiß ich es besser.
Der Abflug fand dann überpünktlich statt und nach einer sehr kurzen Wartezeit in Wien ging es dann von dort zügig weiter nach Skopje. Bereits in der Luft konnte ich mir einen kleinen Eindruck über die Landschaft Mazedoniens machen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem heimischen Sauerland war nicht von der Hand zu weisen. Berge, Täler, kleinere Orte und Städte. Der erste Eindruck aus der Luft war gar nicht so schlecht.
Am „Alexander der Große“-Airport wurde ich bereits erwartet und mit dem Auto machten wir uns auf den Weg nach Bitola, der zweit größten Stadt des Landes. Liegt Skopje im Norden Mazedoniens, so ist Bitola etwa 170km entfernt im Süden zu finden. Leider gibt es keine direkte Verbindung zwischen den Städten, so dass man im Vergleich zur Luftlinie einen knapp 60km langen Umweg in Kauf nehmen muss.

Die Autobahnen in Mazedonien sind Mautpflichtig und so mussten wir auf der etwa zwei stündigen Fahrt zwei Mal zusammen 90 Mazedonische Denare bezahlen, was umgerechnet etwa 1,45 Euro sind. Die Autobahnen entsprechen nicht wirklich dem Deutschen Standard. Sie sind vielmehr vergleichbar mit mäßigen zwei spurigen Landstraßen mit teilweise starken Straßenschäden oder Schlaglöchern. Interessant war zu beobachten, dass man den Verkehrsregeln nur selten größerer Bedeutung beimisst. Überholverbot und Geschwindigkeitsbegrenzung vor allem bei Baustellen werden zumeist völlig ignoriert und so kommt es hin und wieder zu kritischen Situationen, wenn beispielsweise sehr alte LKW mit beinahe Schrittgeschwindigkeit die bergigen und kurvigen Straßen befahren und diese dann noch schnell überholt werden.
Auf den Straßen in Mazedonien selbst war so gut wie alles zu finden. Neue Fahrzeuge von VW über Mercedes bis Porsche, sowie aber auch sehr alte Fahrzeuge aller möglichen Hersteller, die man in Deutschland noch nie oder schon lange nicht mehr beobachten konnte. Einige davon waren sicher schon 30 Jahre alt oder gar älter. Die Hauptstraßen waren im Vergleich zu den Nebenstraßen in einem recht guten Zustand. Auf etliche der uns bekannten Fahrbahnmarkierungen wurde häufig verzichtet, dafür zeigen die Ampeln die Zeit in Sekunden an, nach der sie entsprechend umschalten.
Die Nebenstraßen in Industriegebieten sind größtenteils in einem sehr schlechten Zustand. Übertrieben gesprochen findet man dort Schlaglöcher, in denen Reisebusse bequem hätten wenden können. Hier wäre selbst Schrittgeschwindigkeit noch zu schnell, um hier entlang zu fahren. In einem Slalomkurs sucht man sich hier den besten Weg um die Hindernisse herum.
Was aber sehr interessant zu beobachten war, ist der Straßenverkehr an sich. Für unser Verständnis sehr chaotisch bewegen sich die Fahrzeuge durch die Straßen. Hier hält spontan mal jemand an. Dann fährt ein anderer ohne viel Rücksicht aus einer Einfahrt auf die Straße oder Personen überqueren einfach mal schnell die Fahrbahn. Aber… niemand hupt. Niemand regt sich darüber auf. Hier verfährt man nach dem Prinzip „Expect the unexpected“ und es funktioniert. Jeder nimmt Rücksicht auf den anderen und man bedankt sich auch mit Handzeichen für die Rücksichtnahme, was man hier in unseren Landen leider nur noch selten vorfindet. Ein koordiniertes Chaos in dem die Autofahrer lieber einmal zu viel vor einer grünen Ampel halten, weil ein anderer eventuell bei Rot durchfahren könnte.

Hier einmal zwei Videos, die ich bei der Fahrt durch die Stadt Bitola aufgenommen habe:

In der Stadt Bitola fand man neben recht modernen Industrieneubauten, sehr viele alte Gebäude in jedem erdenklichen Zustand – von „neu“ bis „das hätte schon lange einstürzen müssen“ war alles dabei. Staunen musste ich über die wilde Art der Verkabelung in den Straßen und Gassen der Innenstadt. Wie Spinnenweben spannen sich schwarze Kabel von einem Gebäude zum nächsten. Ob es sich hier um Strom- oder Kommunikationskabel handelt, war nicht zu erkennen. Alle Kabel sahen gleich aus. Viele Häuser hätten schon vor Jahrzehnten mal einen neuen Anstrich oder gar eine neue Fassade nötig gehabt. So fehlten in einigen Häusern die Scheiben in den Fenstern oder in den zum Teil sehr windschiefen und selbst hochgezogenen Wänden wurde einfach Loch hinterlassen. In Mazedonien ist ein sehr pragmatisches Land. Dort nimmt man viele Dinge selbst in die Hand und spart sich den Fachmann. Dadurch verringern sich die üblichen Wartezeiten zwischen Bestellung und Lieferung und die Kosten bleiben auch in einem übersichtlichen Rahmen. Diesen Pragmatismus erlebte ich am eigenen Leibe. In einem Raum sollten verschiedene Geräte untergebracht werden. Allerdings fehlte es dort an einem geeigneten Tisch. Da ich die Geräte nicht auf dem Boden stellen wollte, fragte ich nach einem geeigneten Möbel und kaum 15 Minuten später erschien ein Mitarbeiter mit einem Tisch in der gewünschten Größe im Raum. Er hat diesen aus Spanplatten gebaut und das Beste daran war, dass er nicht ansatzweise wackelte und zudem auch sehr stabil und belastbar war. Optisch nicht wirklich schön, dafür aber dem Zweck entsprechend. Hier wurde nicht lange diskutiert und überlegt, hier wurde gehandelt. Und das geschieht in dieser Region an allen Ecken und Enden.

Die Menschen in diesem Land sind sehr gastfreundlich und aufgeschlossen. Überhaupt zeigten sich die Leute überaus freundlich und gut gelaunt. Man begrüßt sich dort immer mit Handschlag oder einer kurzen Umarmung und hat dabei immer ein Lächeln auf den Lippen. Eine rücksichtsvolle Gelassenheit wird dort groß geschrieben und ist beinahe schon eine Selbstverständlichkeit.

Die Nächte verbrachte ich in einem vier Sterne Hotel namens Millenium im Zentrum von Bitola direkt an der Fußgängerzone. Ein geräumiges Zimmer mit LCD-TV, eine große Dusche inkl. integrierter Beleuchtung und Radio und vor allem ein kostenloser Internetzugang via WLAN. Aber über einen fehlenden Internetzugang muss man sich in Mazedonien übrigens grundsätzlich keine Sorgen machen. An jeder Ecke findet man mindestens ein ungesicherte WLAN von Restaurants, Hotels oder verschiedener Unternehmen. Trotz der auch dort sehr eindeutigen Gesetzeslage, was zum Beispiel das Urheberrecht und das Herunterladen von Musik und Videos angeht, sieht kaum jemand die Notwendigkeit das eigene drahtlose Netzwerk abzusichern. Man vertraut sich, auch wenn man sich nicht kennt.
Meine Unterbringung war soweit in Ordnung, allerdings gab es trotz 62 verschiedener TV-Sender nicht einen in deutscher Sprache. Aber wofür gibt es denn Livestreams im Internet? Livestreams, die im Ausland häufig nicht zu empfangen sind, da rechtliche oder lizenztechnische Gründe dagegen sprechen. Zudem sind die Internetzugänge mit der Übertragung von Videos meist überfordert, da es an der nötigen Bandbreite fehlt. Ok, für Facebook, Twitter und einen Audio-Stream reichte es dann aber doch noch. Außerdem hatte ich ja doch besseres zu tun, als den Fernseher zu bemühen.

Lieben lernte ich während meines viertägigen Aufenthalts die mazedonische Küche. Egal ob Salate, Steaks oder die einfache Hausmannskost – alles schmeckte sehr gut und viele der Zutaten waren geschmacklich viel intensiver, als man es in Deutschland gewohnt ist. Zudem sind die Preise dort sehr übersichtlich, dafür aber die Teller umso voller. Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Kostverächter bin, aber das ein oder andere Mal musste ich vor den Mengen einfach kapitulieren.
Ok, das Frühstück im Hotel war trotz der vier Sterne nicht so toll. Recht übersichtlich, was die Auswahl angeht und als Alternative zu einem relativ trockenen Weißbrot gab es nur Zwieback. Aber bei dem recht üppigen Abendessen hat man morgens keinen wirklichen Hunger. Der kommt erst zur Mittagspause wieder.

Nach Feierabend sind wir abends die Fußgängerzone in Bitola entlang gelaufen und sind in der einen oder anderen Bar hängen geblieben. In Mazedonien schmeckt nicht nur das Essen sehr gut. Auch das Bier muss sich nicht verstecken. Wir haben uns hauptsächlich an das sog. Skopsko gehalten. Die Webseite der Deutschen Botschaft in Skopje trifft es ziemlich gut, was das größte Bier Mazedoniens angeht. 😉
Die Champions League Halbfinalhinspiele zwischen Dortmund : Madrid und München : Barcelona haben wir uns beim Public Viewing in der Innenstadt bzw. im Hotel Restaurant angesehen. Den Kommentator der Spiele konnte man nicht verstehen, aber dafür fand das Hauptgeschehen ja auf dem Platz statt. Schon irre, was die deutschen Mannschaften da geleistet haben. Hut ab!

Am letzten Tag meiner Reise, der Rückflug sollte um 15:30 Uhr starten, sind wir frühzeitig aufgebrochen, um in der Hauptstadt Skopje noch ein Mittagessen zu uns zu nehmen. Außerdem versprach ich meinen Jungs ein kleines Souvenir mitzubringen und natürlich durfte auch die obligatorische zollfreie Stange Zigaretten nicht fehlen.
Die Mazedonier scheinen eine Vorliebe für Statuen zu haben. Im Zentrum der Hauptstadt stand alle 50m eine Statue teilweise auch mit mehreren Personen gleichzeitig auf einem Sockel. Aufgrund meiner fehlenden Kenntnis der kyrillischen Schriftzeichen war es mir aber nicht möglich zu erfahren, wer sich da so stilvoll in Szene setzen ließ.

Skopje steht aber schon in einem recht starken Kontrast zu Bitola, der zweitgrößten Stadt des Landes. Bitola ist eher die Stadt für das Praktische. Da wird gearbeitet und das sieht man der Stadt auch an. Skopje dagegen dient
dem Repräsentieren und wird dementsprechend auf Hochglanz poliert.

Mazedonien hat einen bleibenden und auch guten Eindruck bei mir hinterlassen. Freundliche Menschen, gutes Essen und ein positiv chaotischer Straßenverkehr. Dazu noch ein dienstliches Projekt, das ganz nebenbei auch noch vollends erfolgreich verlief. Wenn es nur in den Flugzeugen nicht immer so eng wäre….

4 Kommentare

  1. Axel

    Danke, Werner.
    Über die Preise kann ich wenig sagen, da ich durch das Unternehmen vor Ort eingeladen wurden. Die Preise habe ich nie oder nur in Landeswährung mit bekommen.
    Daher kann ich nichts dazu sagen, was Dir und anderen hilfreich wäre.

  2. Werner

    Beitrag sehr gut, nur wurde in Deinem Bericht nichts über die Preise erwähnt.(Hotel – Restaurants usw.)

  3. Axel

    Montag geht es wieder nach Bitola.
    Mal sehen, was sich so verändert hat. 😉

  4. Atina

    Hallo Axel,

    interessanter Reisebericht über Mazedonien:-) Stamme selber aus dem Süden von Mazedonien, war aber leider noch nicht in Bitola…überhaupt, war seit langem nicht mehr in Mazedonien…nach deinem Bericht packt mich wieder die Lust. Danke!
    Atina

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