Server roomSeit beinahe neun Jahren betreibe ich meine Webseiten und diverse andere Dienste bei domainFactory, einem deutschen Web Hoster mit Sitz in Ismaning bei München. Das Unternehmen hat mich über all die Jahre hinweg überzeugt. Viele meiner Fragen oder Anforderungen wurden zum größten Teil schnell und flexibel beantwortet bzw. in die Tat umgesetzt. Auch kleine tarifliche Abweichungen vom eigentlich gebuchten Tarif waren möglich und die Anzahl der Systemausfälle konnte ich in den Jahren an maximal einer Hand abzählen, sodass ich lange und gern dort meine monatlichen Kosten bezahlt habe.

Eine erste – für mich nicht so wirklich spürbare – Änderung ergab sich im Jahr 2013, als „Host Europe“ aus Großbritannien die „domainFactory“ übernahm (Bericht Heise-News [HIER]). Ich las in einigen Foren über mögliche negative Auswirkungen dieser Übernahme, wollte mir aber erst selbst ein Bild davon machen. Letztlich hat sich für mich aber nichts geändert. Der Service und die Verfügbarkeit blieb weiterhin sehr gut und so vergaß ich diese Tatsache irgendwann und machte mir keine weiteren Gedanken darüber.

Im Oktober 2015 informierte mich domainFactory dann darüber, dass man die Server, die bisher vollständig in Deutschland betrieben wurden, im zweiten Quartal 2016 nach Straßburg auslagern möchte. Sollte man dem nicht zustimmen, so wäre es gegen eine monatliche Gebühr möglich mit den eigenen Diensten in Deutschland zu verbleiben. Im Internet entbrannte daraufhin eine wilde Diskussion, was das nun für den Kunden bedeutet, wenn der Server nicht mehr in Deutschland, sondern in Frankreich untergebracht ist. Gilt dort auch deutsches Recht? Können französische Behörden auf die Daten Zugriff erhalten? Es wurde viel spekuliert und so mancher Teufel an die Wand gemalt. Für mich stand auf jeden Fall fest, dass ich für den Verbleib meiner Daten in Deutschland diese zusätzlichen Kosten, ich glaube es waren 2€/Monat, nicht zahlen wollte. Ich wartete erst einmal ab, behielt das Thema insgesamt aber im Auge.
Der geplante Umzug nach Frankreich fand dann auch inkl. einer kurzen Downtime des Servers statt. Rein organisatorisch und technisch konnte ich in den darauffolgenden Wochen und Monaten keine Änderungen feststellen. Dennoch blieb ein gewisser fader Beigeschmack.

Nach der Übernahme durch Host Europe im Jahre 2013 und dem Wegfall des Serverstandorts Deutschland für einen Großteil der Systeme hätte diese aus meiner Sicht insgesamt leicht negative Entwicklung im Hause domainFactory eigentlich ein Ende haben können und ich würde diese Zeiten nun sicher nicht schreiben. Aber…

Genau vor einer Woche und damit pünktlich zum Nikolaustag am 6.12. informierte wieder einmal der Heise Newsticker über eine nun doch um einiges größere Veränderung, die meinen Webhoster betrifft.  Der amerikanische Hoster GoDaddy habe nun Host Europe für schlanke 1,69 Mrd. Euro übernommen und ist heute schon mit etwa 63 Millionen verwalteter Domains bei ca. 17 Millionen Kunden weltweit auf dem ersten Platz.

Auch in diesem Fall informierte ich mich ausgiebig über das, was dieser Übernahme wohl auch für mich bedeuten könnte. GoDaddy, ein Hosting-Schwergewicht aus Amerika – diese Tatsache an sich lag mir schon irgendwie quer im Magen. Ich erinnerte mich an das, was ich früher schon einmal über GoDaddy hörte und las auch aktuell, dass man dort wohl recht viele sehr zwiespältige Webdienste beheimatet und man es dort mit der Kontrolle, ähnlich wie bei Facebook, trotz entsprechender Meldungen nicht so genau nimmt und lieber die Füße stillhält, anstatt die Seiten vom Netz zu nehmen. Zudem stört mich wirklich der Gedanke, dass meine Daten von einem amerikanischen Großkonzern verwaltet werden. Nein, das wollte ich dann doch nicht einfach so hinnehmen.

Für mich stand nun fest, dass ich nach fast neun Jahren nun doch einen Wechsel in Angriff nehmen werde und so suchte ich nach einem Hoster, der seine Server nach wie vor in Deutschland beherbergt und möglichst unabhängig ist. Die BigPlayer, wie Strato oder 1&1, habe ich von vornherein bewusst ausgeschlossen, da ich auch schon früher nur wenig Positives von ihnen gehört habe und die TV-Spots dieser zwei Unternehmen ihr Übriges dazu tun, um mich von einem Wechsel dorthin abzuhalten.

Letztlich stieß ich durch eine Empfehlung in einem Forum auf die KeyWeb aus Erfurt. Die Preisliste versprach mir bei gleicher Leistung eine Ersparnis von über 50%, so dass ich mich dort einmal genauer informierte. Meine Fragen wurden innerhalb einer Stunde vollständig beantwortet und auch am Telefon war nach wenigen Klingelzeichen direkt ein Mitarbeiter erreichbar und konnte alle notwendigen Informationen schnell liefern. Eine Testumgebung lieferte mir hier auch einen Einblick in die Administration und so war es keine Katze, die ich im Sack gekauft hätte.

Für einen ersten Versuch bestellte ich das kleine Webhosting-Paket inkl. einer DE-Domain und prüfte, ob ich mit dem System zurechtkomme. Der erste und auch der zweite Eindruck war ausgesprochen gut und glücklicherweise standen meine Domains und das Hosting-Paket bei domainFactory kurz vor dem Ablauf und hätte in spätestens zwei Monaten so oder so verlängert werden müssen. So nutzte ich die Möglichkeit der Online-Kündigung und leitete den Transfer meiner Domains zu KeyWeb.de in die Wege.

Der Umzug ist nach etwas mehr als drei Tagen vollständig erledigt und alles läuft in gewohntem Tempo. Den KeyWeb-Support habe ich nun auch schon kennenlernen dürfen und bin mit deren Reaktionszeiten sehr zufrieden. Danke an alle Beteiligen für diesen doch sehr reibungslosen Umzug. Es ging dann bis auf ein paar wenige kleine Stolpersteine dann doch einfacher, als anfangs gedacht.

Letztlich wäre ich gerne auch mehr als 10 Jahre lang bei der domainFactory geblieben. Aber die Entwicklungen der letzten Jahre, die immer größere Auswirkungen in immer kleinen zeitlichen Abständen hatten, führten dann doch dazu mal wieder etwas Neues auszuprobieren.

 

— UPDATE 15.12.2016 —

Soeben meldet Heise, dass Strato von 1&1 (United Internet) übernommen wurde. Zitat: […] Es entsteht ein deutscher Hosting- und Internet-Riese. […]
Die Telekom erhält für den Verkauf ihres Tochterunternehmens 600 Millionen Euro. Es scheint die große Zeit der gegenseitigen Übernahmen zu sein.
Dann bin ich doppelt froh darüber, dass ich nicht bei Strato angeheuert habe. 😉

Foto: „Server room“ by Torkild Retvedt (CC BY-SA 2.0)