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8bit Restauration – Der 1. Versuch

Ein kleiner Rückblick

Damals – 1986 – im zarten Alter von 11 Jahen spendierten mir meine Eltern meinen ersten Computer. Ein besseres Geschenk hätten sie mir damals wirklich nicht machen können.
Damals war ich schon seit geraumer Zeit regelmäßiger – ja, fast schon permanenter – Gast bei einem guten Freund, der damals einen Sinclair ZX Spectrum besaß. Er infizierte mich da mit dem ersten Computervirus meines Lebens. Damals löste allein der Gedanke, dass ich selbst kontrollieren kann was auf dem Fernsehgerät dargestellt wurde, große Begeisterung in mir aus.

Commodore 16 mit Datasette

So war ich natürlich hellauf begeistert, als ich damals einen Commodore 16 erhielt und diesen erstmals aus seiner Verpackung befreien konnte. Zugegeben, ich habe damals natürlich schon mit einem Commodore 64 geliebäugelt und hätte den natürlich auch viel lieber besessen. Aber natürlich wollte ich nicht undankbar sein und außerdem konnte der C16 ja auch vieles, was man mit dem C64 machen konnte. Der Grundstein für meine digitales Leben war damit auf jeden Fall gelegt und sie hält nun schon 34 Jahre an.

Zwei Jahre später – 1988 – nutzte ich dann die Gelegenheit, den C64 aus dem Sonderangebot im Arnsberger „Allkauf“ zu erstehen. Anfangs nur mit der berühmten Datasette, weil ein Diskettenlaufwerk preislich einfach nichts ins Budget passte.

Jahrelang war ich ein glücklicher und zufriedener Besitzer des C64 in Vollausstattung. Commodore Monitor, zwei Diskettenlaufwerke, etliche Joysticks und noch viel mehr Disketten.
Heute kann ich gar nicht mehr so genau sagen, wann ich das Gerät zur Seite gelegt habe, um dann auf meinen ersten PC umzusteigen. Es war aber auf jeden Fall erst irgendwann in den 90’ern.

Nach fast 30 Jahren rückfällig geworden

Seit etlichen Monaten verfolge ich auf Youtube die Kanäle (Linkliste siehe unten) zum Thema Retrocomputing. Also alles, was mit der Restauration, Umbau und Einsatz alter PC-Systeme (8086, 286, 386 usw.), aber natürlich auch der alten Heimcomputer zu tun hat.

Nach und nach wuchs in mir der Wunsch, nach der langen Zeit wieder einen gebrauchten C64 zu besitzen. Nach Möglichkeit mit dem original Zubehör und alles voll einsatzfähig.

So begann ich die bekannten Plattformen nach geeigneten Kleinanzeigen abzusuchen und aus dem Wunsch wurde Realität. Ich fand in einer Kleinanzeige ein sehr günstiges Angebot über zwei komplette Sets (C64 und Diskettenlaufwerk), die 15 Jahre lang im Keller gelagert wurden, aber nach Angaben des Verkäufers, zuletzt technisch in Ordnung gewesen seien. Es stellt sich dann heraus, dass der Verkäufer ebenfalls Funkamateur war, was den Kauf und die Kommunikation natürlich zusätzlich positiv beeinflusst hat. (Auf diesem Wege noch einmal einen herzlichen Dank und Grüße, Heiner!)

Ich begann den ersten der zwei C64 in Betrieb zu nehmen und einer kleinen Restauration zu unterziehen. Davon soll hier nun berichtet werden…

Der Ist-Zustand

Die Geräte erreichten mich mit dem Paketdienst. Mit einer großen Vorfreude, öffnete ich die Pakete und war vom ersten optischen Eindruck sehr positiv überrascht. In den vielen Youtube-Videos habe ich etliche Geräte in einem viel schlechteren oder teils schon hoffnungslosen Zustand gesehen.

Von den Netzteilen wusste ich bereits, dass man hier sehr genau prüfen muss, ob diese noch eingesetzt werden können oder doch ersetzt werden müssen. Der C64 wird über das Netzteil neben 5V Gleichspannung auch mit 9V Wechselspannung versorgt. Bei den alten Netzteilen muss vor allem die 5V Spannung geprüft werden. Die Netzteile neigen altersbedingt dazu über das Ziel hinaus zu schießen und mehr als die notwendigen 5V zu erzeugen. Damit riskiert man dann irreparable Schäden. In meinem Fall lieferten beide Netzteile leider weitaus mehr als die gewünschten 5V, sodass ich sie nicht mehr einsetzen wollte und konnte. Neben der Möglichkeit des Selbstbaus, kann man auch auf Nachbauten zurückgreifen, die in Kleinserien hergestellt werden. Ich wollte hier auf Nummer Sicher gehen und habe ein fertiges neues Netzteil bestellt. Solange nicht klar ist, ob die beiden gekauften Rechner grundsätzlich funktionieren, wollte ich den Aufwand gering halten.

Der gute optische Zustand der Geräte sagte ja noch nichts über die Technik im Innreren aus. Vom Verkäufer wusste ich ja bereits, dass die Geräte in Ordnung waren, bevor sie vor ca. 15 Jahren im Keller verschwanden. Haben aber die Bauteile den Alterungsprozess überlebt?

Eine erste Sichtprüfung des „Motherboards“, wenn man es denn als solches bezeichnen möchte, war ebenfalls sehr erfreulich. Auch hier konnte ich keine offensichtlichen Defekte oder Schäden erkennen. Erfreulich sauber, ohne Staub oder Schmutz im Inneren. Der erste gute Eindruck bestätigt sich auch hier.

Erstes Einschalten des alten C64

Nachdem ich das neue Netzteil erhalten hatte und mich natürlich auch über die korrekten Spannungen überzeugt habe, wollte ich den älteren der zwei 64er erstmalig einschalten. Es lag schon eine gewisse Spannung in der Luft und mein Herz schlug etwas kräftiger, als ich das Netzteil am bereits ausgebauten Board anschloss. Zuvor hatte ich einen alten kleinen Röhrenfernseher aus der Abstellkammer geholt, der zum Glück noch funktionierte.

Also Augen zu, Daumendrücken und den Ein-/Ausschalter betätigen…

Mein erstes Mal… seit etwa 30 Jahren! 🙂

Grundreinigung

Technisch war also soweit alles in Ordnung. Keine Probleme mit der Bilddarstellung und auch die Tasten auf der Tastatur waren alle in Ordnung. Mit dem eigentlichen Restaurationsprozess konnte ich also starten.

Ich begann damit, der Tastatur ihrer Tasten zu entledigen. Diese waren doch schon recht dreckig und speckig. Mit sanfter Gewalt aber mit dem richtigen Werkzeug war es kein Problem. Ich musste nur darauf achten, dass keine der Federn abhanden kommt. Eine war beinahe verloren gegangen, konnte nach 15 Minuten Suchen aber wieder gefunden werden. 😉
Mit warmen Wasser und etwas Neutralseife glänzten die Tasten danach wieder.

Da das Board und die Tastatur bereits ausgebaut waren, folgte nun noch die Reinigung des Gehäuses selbst. Auch hier kamen warmes Wasser und Neutralseife zum Einsatz. Eine günstige Zahnbürste sorgte für streifenfreien Glanz bis in die kleinste Ecke.

Nachdem nun alles sauber war, blieb nur noch eine weitere Aufgabe.

Der Gilb muss weg!

Über die Jahre neigen die alten Kunststoffe leider dazu, sich gelb oder sogar braun zu verfärben. So auch in diesem Fall. Das frühere helle grau-beige hat sich in einen ordentlichen Braunton entwickelt. Aber Wasserstoffperoxid in Verbindung mit UV-Licht kann den Vergilbungsprozess umkehren.

Das Wasserstoffperoxid kann dabei in verschiedenen Formen eingesetzt werden.
In flüssiger Form, wobei der Kunststoff immer bestrebt ist, an die Oberfläche zu treiben und man es erst beschweren muss. Dabei ist die notwendige Menge Wasserstoffperoxid auch relativ hoch, um das Volumen zu füllen.
Man kann es aber auch als Creme einsetzen und mit einem Pinsel auf die Oberflächen auftragen. Da die Creme an der Luft aber schnell eintrocknet, muss eine Frischhaltefolie um die Kunststoffteile gewickelt werden. Diese Methode wollte ich anwenden.
Das Sonnenlicht mit ihren UV-Anteilen besorgt dann den Rest und entzieht gemeinsam mit dem Wasserstoffperoxid den Gilb aus den Bauteilen.
Der Vorgang ist als „Retr0brighting“ bekannt und es gibt viele Webseiten und Videos, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Ich habe an einem sonnigen Tag im Frühling morgens früh beiden Hälften des Gehäuses und die Oberseiten der Tasten mit 12% Wasserstoffperoxid-Creme eingepinselt. Die Beschriftungen der Tasten waren an der Oberfläche ebenfalls verfärbt, so dass ich diese auch behandeln wollte.

Leider musste ich feststellen, dass mir die Tasten diese Behandlung etwas krumm genommen haben. Zum Teil sind die Beschriftungen auf der Front verschwunden und auch die braune Grundfarbe hat wider Erwarten an Farbe eingebüßt. Sie sind etwas fleckig geworden. Leider zeigen auch die beiden Gehäuseteile einige Schatten, so dass ich nicht richtig Zufrieden damit bin. Eventuell werde ich bei dem Gerät später noch einmal einen Versuch starten. Schlimmer kann es kaum werden und vielleicht hilft es ja.

Zusammenbau

Da technische alles in Ordnung war und die Einzelteile nun auch gesäubert und – mehr oder weniger – gleichmäßig entfärbt wurden, begab ich mich zum Schluss noch an den Wiederaufbau.

Fazit

Nach dreißig Jahren wieder mal einen C64 in die Finger zu bekommen ist schon ein tolles Gefühl. Auch wenn ich die notwendigen Einzelteile und das Zubehör erst wieder einzeln zusammen sammeln muss, so macht es doch viel Spaß den kleinen 8-Bit’ler Stück für Stück wiederzuentdecken. Vieles kannte ich noch, vieles entdecke ich jetzt wieder.

Als Monitor habe ich aktuell einen alten 20 Zoll LCD Monitor im Einsatz, der über einen Composite und S-Video-Eingang verfügt. Leider ist die Bildqualität noch etwas unsauber und gestört. Aber daran werde ich in Zukunft noch arbeiten.
Auch das Austauschen der Kondensatoren steht in naher Zukunft auf dem Plan, um das Gerät auch etwas zukunftssicherer zu machen.

Die Reise zurück in die Zeit macht einen großen Spaß. Vor allem weil ich das Gerät nun auch technisch mit anderen Augen sehe und ihn mit 44 Jahren nun viel besser verstehe, als damals mit 13 Jahren, einem beschränkten englischen Wortschatz und wenig technischem Wissen.

Den zweiten 64’er werde ich in den kommenden Tagen/Wochen behandeln. Ich werde darüber berichten. 🙂

Hier noch ein kleiner Vorher / Nachher – Vergleich:


Kleines Update vom 27.06.2020

Nachdem ich mich bei den bisherigen Arbeiten hauptsächlich um die Optik des betakten Rechners gekümmert habe, stand nun noch ein kleiner Schritt im Inneren an.

Das sogenannte „Futureproofing“.

Da die auf dem Board verbauten Kondensatoren nach mehr als 30 Jahren gerne auch einmal ausfallen oder ihre elektrischen Eigenschaften verändern, sollte dem entgegengewirkt werden. Über die Webseite retroleum.co.uk bestellte ich mir für diesen Zweck ein passendes Set an Kondensatoren und weiteren Bauteilen.

Drei der ausgetauschten Kondensatoren.

Nach dem Austausch der Kondensatoren wurden schließlich noch vier Kühlkörper installiert, um die Bauteile (CPU, PLA, SID, VIC) dauerhaft kühl zu halten und ihnen damit auch ein längeres Leben zu schenken.

Kühlkörper für den kühlen IC-Kopf.

Linkliste zu einigem Youtube-Kanäle zum Thema:

Foto: Commodore 16 mit Datasette – CC BY-SA 3.0 – Patric Klöter

1 Kommentar

  1. Bodo DO1BKI

    Back to the roots
    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Museumsstück und viel Spaß damit. Ich hab auch noch ein Commodore Schätzchen auf dem Dachboden. Werde das vielleicht mal mit der Enkeltochter restaurieren.

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